Aktuelles zum Thema Windenergie

 

Windräder drehen sich auf hoher See

Erster deutscher Offshore-Park vorgestellt / 148 Meter hohe Anlagen sollen ab 2008 Strom liefern

 

Hamburg. Sie werden über dem Wasser höher aufragen als der Kölner Dom und weithin sichtbare Zeugnisse eines derzeit weltweit einzigartigen Projekts sein: Schon im kommenden Jahr sollen die ersten von insgesamt zwölf Windenergieanlagen des Windparks "alpha ventus" 45 Kilometer vor der Küste Borkums in der Nordsee stehen, 148 Meter hoch, mit Gondeln von der Größe eines Einfamilienhauses und Rotorblättern, die mit 57 Metern doppelt so lang sind wie ein Blauwal. Auf der Messe "HUSUMwind" wird heute das spektakuläre Projekt Politikern, Experten und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Für den Betrieb des Windparks haben sich drei Energieriesen zusammengetan: die Stromkonzerne E.ON Energie, EWE und Vattenfall Europe. Das vom Bundesumweltministerium geförderte 180-Millionen-Euro-Projekt soll schon im nächsten Jahr den ersten Strom ins Netz speisen, sagt Hendrik Bergmann, Projektmanager Offshore Wind Park bei Vattenfall Europe und Gesamtprojektleiter für dieses Vorhaben. Bis zum Sommer 2009 sollen alle zwölf Anlagen stehen. Der Park kann dann den Strombedarf für 50 000 Haushalte decken.

60 Kilometer vom Festland entfernt werden die Windräder in rund 30 Meter tiefem Wasser verankert, zudem kommen Generatoren mit fünf Megawatt Nennleistung zum Einsatz - die größten derzeit verfügbaren. "Diese Kombination ist weltweit einmalig", betont Bergmann. Zwar gibt es schon viele Offshore-Windparks, vor allem in Dänemark, Irland, Großbritannien und Schweden, die meisten stehen aber nah an der Küste oder in flachem Wasser.

Naturschützer begrüßen zwar die umweltfreundliche Energieerzeugung, sie fürchten aber, dass die Riesenräder der Tierwelt schaden könnten. Die Giganten stünden möglicherweise den Vogelzügen im Weg, mit dem Lärm der Propeller würden Schweinswale verscheucht, und die Verteilung der Fischarten könne sich ändern, erklären Organisationen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature).

Bevor sich die gigantischen Windmühlen über der Nordsee drehen, müssen sie erst einmal aufgebaut werden. Und das sei alles andere als trivial, erklärt die Umweltwissenschaftlerin Irina Lucke von der Abteilung für Energie und Umwelttechnik bei EWE. Zudem muss ein 60 Zentimeter dickes Seekabel bis zum Windpark gelegt und im Meeresgrund vergraben werden.

Basis der Riesenräder bilden gewaltige stählerne "Tripods", knapp 50 Meter hohe Dreibeine. Die 700 Tonnen schweren Kolosse mit ihren 30 Metern Standflächendurchmesser erinnern an eine Abschussanlage für Weltraumraketen. "Die Tripods sind höher als so manches Haus", sagt Johannes Dimas, Projektleiter Windkraft bei Vattenfall Europe. Nach ihrer Ankunft werden die Dreibeine mit 30 Meter langen Stahlpfählen am Boden "festgenagelt". Steht der Sockel, setzt ein Schwimmkran die Turmröhre in Segmenten und schließlich die Gondel darauf. Mindestens zwei Jahrzehnte lang sollen die zwölf Anlagen ihren Dienst tun - so der Plan. "Ob sie den harten Einsatz so lange aushalten werden, weiß man nicht", räumt Bergmann ein. dpa

Mannheimer Morgen
18. September 2007

Das Foto zeigt den

Prototypen der Off-

Shore-Windenergie-

Anlage Multibrid

5000. Die Rotorblät-

ter sind mit 57 Me-

tern doppelt so lang

wie ein Blauwal. Sie

sollen sich ab 2008

45 Kilometer vor der

Küste Borkums der-

hen.            Bild: dpa

 

 

 

Über die Windenergie

Seit dem Bau der ersten Windkraftanlagen Anfang der 90er Jahre hat die Stromerzeugung aus Windenergie ein enormes Wachstum erfahren.

Ende 2006 waren nach Angaben des Bundesverbands Windenergie insgesamt 18.685 Anlagen mit einer Leistung von 20.622 Megawatt in Betrieb. Im Jahr 2006 erzeugten sie 30,5 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht einem Anteil von rund 5 Prozent am gesamten Stromverbrauch in Deutschland und liefert den größten Beitrag zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. 

Damit stellt die Windenergie einen wesentlichen Bestandteil einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Stromversorgung dar.
(Quellen: AGEE-Stat, Branchenangaben; Stand: April 2007).

Quelle: Enercon

 

Die Windbranche im Jahr 2006

Mit mehr als einem Drittel der weltweit installierten Leistung stehen heute in keinem anderen Land mehr Windenergieanlagen als in Deutschland.

Insgesamt waren Ende 2006 18.685 Anlagen mit einer Leistung von 20.622 MW in Betrieb, die etwa 30,5 Mrd. kWh Strom erzeugt haben. Dies entspricht einen Anteil von 5 % am Bruttostromverbrauch (Quelle: AGEE-Stat/BMU/Branchenangaben, Stand: April 2007). Anders ausgedrückt: Alleine die Windenergie deckt heute den Strombedarf von etwa 7,8 Millionen Drei-Personen-Haushalten.

 

Mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland und 73.800 Beschäftigten im Jahr 2006 hat sich die Windenergie-Industrie zu einem enormen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Eine bereits heute sehr bedeutende und weiter zunehmende Rolle für die deutsche Windindustrie spielt der Export: Die Exportquote liegt bei 61 Prozent und die Einnahmen aus dem Auslandsgeschäft betragen 3,6 Milliarden Euro.

Ein Grund für die international steigende Nachfrage nach Windenergieanlagen ist ihre zunehmende Wirtschaftlichkeit: Die Kosten für diese umweltfreundliche Art der Energieerzeugung konnten seit Anfang der 90er Jahre mehr als halbiert werden. Weitere technologische Fortschritte und Kostensenkungen sind absehbar und werden die Windenergie spätestens in 10-15 Jahren vollständig konkurrenzfähig machen.

 

Entwicklung der Windenergie

Ausgangspunkt der Markteinführung von Windenergieanlagen (WEA) in Deutschland war das 1989 aufgelegte Förderprogramm „100 MW Wind“ des Bundes, das später auf 250 MW aufgestockt wurde. Den entscheidenden Schub erhielt der Windmarkt mit der Einführung des Stromeinspeisegesetzes 1991. Durch die darin geregelte Vergütung von anfangs 8,49 ct/kWh sowie Bundes- und Länder-Förderprogramme gewann die Netzeinspeisung von Windstrom an Attraktivität. Diese beschränkte sich mit den damaligen Anlagen der 20 bis 150 kW Leistungsklasse allerdings zunächst auf besonders günstige Küstenstandorte.In der Folge erlebte Deutschland einen weltweit einzigartigen Boom der Windenergienutzung. Die Nutzung der Windenergie entwickelte sich bei sinkenden Kosten sehr rasch aus einer Nischenanwendung zu einem breiten, kommerziellen Markt, der sich zunehmend auch Standorte im Binnenland erschloss. Die Verabschiedung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG), mit dem das Stromeinspeisungsgesetz im April 2000 abgelöst wurde, schuf nach der Liberalisierung des Strommarktes neue Planungssicherheit. Dies führte dazu, dass bereits 2002 die magische Grenze von bundesweit 10.000 MW installierter Leistung überschritten wurde.

 

Potenziale

 

Vor dem Hintergrund des bisherigen Ausbaus der Windenergie in Deutschland stellt sich die Frage, welche Kapazitäten für eine zukünftige Entwicklung an Land noch vorhanden sind und welche Möglichkeiten der Ausbau der Windenergienutzung auf See bietet.
Mit den heute üblichen, großen Windenergieanlagen kann bereits etwa 20 Mal mehr Strom produziert werden als vor 20 Jahren. Dies hat für den weiteren Ausbau der Windstromerzeugung und den in den nächsten Jahren verstärkt anstehenden Ersatz von Altanlagen (Repowering) einen großen Vorteil: Für eine größere Leistung wird eine vergleichsweise geringe Zahl von WEA benötigt.
Das Potenzial an Land wird insgesamt auf bis zu 25.000 MW geschätzt.
Auch für die Offshore-Windenergienutzung ist das Potenzial beträchtlich: Aus heutiger Sicht erscheint es langfristig möglich, Windparks mit einer Leistung von rund 25.000 MW im deutschen Küstenmeer und der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zu errichten. Der jährliche Stromertrag wird auf 85 bis 100 TWh geschätzt und entspräche damit 15% des heutigen Stromverbrauchs in Deutschland. Voraussetzungen für diese Szenarien sind positive Erfahrungen mit ersten Windparkinstallationen in größeren Wassertiefen und entsprechend geeignete gleichbleibend gute Rahmenbedingungen zur Erschließung der Windenergienutzung auf See.

Insgesamt, d.h. auf Land und auf See, könnten in Deutschland langfristig also etwa 50.000 MW Windenergieleistung installiert sein, womit etwa 150 TWh Strom pro Jahr erzeugt werden könnten. Damit könnte die Windenergienutzung etwa 25 Prozent des derzeitigen Stromverbrauches bereitstellen.

 

Fakten über Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien im Jahr 2006

Wachstum auf der ganzen Linie - so lässt sich die Entwicklung Erneuerbarer Energien in Deutschland zusammenfassen. Ob Klimaschutz, Umsatz, Arbeitsplätze, die Entwicklung zeigt sich äußerst dynamisch.

Die Eckdaten im Jahr 2006 (2005):

davon:

 

Warum Erneuerbare Energien?

Sonne, Wind, Wasser, Bioenergie und Erdwärme stehen als Energieträger unendlich zur Verfügung. Im Gegensatz zu Erdöl, Kohle, Erdgas und Uran ist die Nutzung dieser Energieträger klimafreundlich, sicher, umwelt- und ressourcenschonend – und damit mittel- und langfristig wesentlich kostengünstiger. Zudem stehen die Erneuerbaren Energien überwiegend im eigenen Land zur Verfügung. Das sorgt für mehr Unabhängigkeit von Importen, für mehr Versorgungssicherheit und stärkt die heimische Wirtschaft.

Für Deutschland heißt das: Erneuerbare Energien sichern den Energiestandort, stärken die Innovationskraft und schaffen beständig neue Arbeitsplätze.

 

 

Was leisten Erneuerbare Energien?

Wie bereits in den Vorjahren, hat die Nutzung Erneuerbarer Energien im Jahr 2006 weiter zugenommen.

Nach Angaben der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien - Statistik (AGEE-Stat) erhöhte sich ihr Anteil am Bruttostromverbrauch auf 11,8 Prozent. In nur wenigen Jahren hat sich der Beitrag Erneuerbarer Energien zur Stromversorgung demnach verdoppelt. Nach Branchenangaben kann der Anteil bis 2020 auf 35% steigen.

Den größten Beitrag leistet zurzeit die Windenergie, die alleine etwa 5% des Strombedarfs deckt, während das größte Wachstum auf Fotovoltaik und Biogas entfällt. Deren Leistung hat sich gegenüber dem Vorjahr jeweils in etwa verdoppelt und beträgt nun 2 Milliarden Kilowattstunden (PV) bzw. 13,1 Milliarden Kilowattstunden (Bioenergie).

Bei der Wärmeversorgung wuchs der Anteil der "Erneuerbaren" auf ca. 6 Prozent und Biokraftstoffe konnten etwa 5 Prozent des Bedarfs decken.

 

Verminderung von Treibhausgasen

Durch die Nutzung von Erneuerbaren Energien konnten bei Kraftstoffverbrauch, Strom- und Wärmeerzeugung im Jahr 2006 etwa 97-100 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart werden, rund 11 Millionen Tonnen mehr als im Jahr 2005. Parallel zur Energiebereitstellung aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Erdwärme ist somit ihre Bedeutung für den Klimaschutz gewachsen. Ohne die Erneuerbaren würden die gesamten energiebedingten CO2-Emissionen Deutschlands um über 10 Prozent höher liegen.

 

Wirtschaftskraft

Quelle: Vestas

Erneuerbare Energien sorgen für Wachstum in Deutschland: Die Investitionen in neue Anlagen sind im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr um rund 10 Prozent auf etwa 11,3 Milliarden Euro gestiegen. Addiert mit den Erlösen aus dem Betrieb der Erneuerbare-Energien-Anlagen ergibt sich für 2006 ein Gesamtumsatz in Höhe von 21,6 Milliarden Euro.

 

                                           Arbeit

Erneuerbare Energien schaffen Arbeit. Nach Informationen des Bundesumweltministeriums arbeiten heute rund 214.000 Menschen in der Erneuerbare-Energien-Branche. Im Jahr 2004 waren es noch 157.000.

Auch für die Zukunft sind die Unternehmen zuversichtlich: Bis zum Jahr 2020 sollen 500.000 Menschen mit der Bereitstellung von Strom, Wärme und Kraftstoffen aus Erneuerbaren Energien ihr Geld verdienen.